Text: Denise Brechbühl
Wisli-Kochgruppe: Mehr als nur schnippeln und umrühren
Wie bringt man Menschen zusammen, schafft Gemeinschaft und lernt dabei ganz nebenbei noch Verantwortung, Teamarbeit und Budgetplanung? Ganz einfach: Man gründet eine Kochgruppe! Alle zwei Wochen trifft sich im Werkatelier der Stiftung Wisli eine bunte gemischte Gruppe. Es wird geschnippelt, gekocht und gelacht. Was dabei herauskommt? Viel mehr als «nur» ein genussvolles Menü.
Von Anfang an wollte die Kochgruppe mehr sein als nur ein Kochkurs. Kochen verbindet. „Essen ist etwas Universelles. Es erzählt Geschichten, weckt Erinnerungen und schafft Nähe“, sagt Janine Keller, Gruppenleiterin im Werkatelier.
Doch bei der Kochgruppe geht es um weit mehr als das Kochen an sich. Gemeinsam planen, Entscheidungen treffen, Kompromisse finden – und das alles unter realen Bedingungen: mit Budget, mit Verantwortung, mit Teamspirit. Gerade für Menschen, die auf ihrem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben sind, bietet die Kochgruppe einen wertvollen Erfahrungsraum. Alltagsnahe Projekte wie diese fördern nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern auch das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
„Das Ziel sei erreicht, wenn am Ende alle am Tisch sitzen, lachen, satt und happy seien. Auch wenn die Kochgruppe nur alle zwei Wochen stattfände, sei sie für viele Teilnehmende ein fester Höhepunkt. „Vom schüchternen ‚Ich schau nur zu‘ zum selbstbewussten ‚Ich mach heute das Hauptgericht‘ – solche Entwicklungen sind einfach grossartig“, erzählt Janine.
Der Kochgruppentag beginnt um 08:00 Uhr. Nach einem kurzen Start im Werkatelier geht es in unsere topmoderne Campusküche. Diese kann auch von externen Gruppen gemietet werden. Dort wird gemeinsam überlegt, was auf den Tisch soll. Allergien, Vorlieben und Ernährungsformen werden berücksichtigt, das Menü wird demokratisch abgestimmt. „Manchmal gab’s auch schon hitzige Diskussionen über Pasta oder Härdöpfel“, schmunzelt Janine.
Nach der Planung folgt die Schnäpplijagd (aka Einkaufstour), denn das Budget will klug eingesetzt sein. Danach wird gemeinsam geschnibbelt, gebrutzelt, gewürzt – und natürlich pünktlich gegessen. „Und ja: Abwasch ist Teil des Deals!“, sagt Janine lachend.
In den letzten Jahren sind viele besondere Gerichte entstanden. „Ich liebe es, wenn jemand ein Rezept aus seiner Heimat mitbringt – das ist jedes Mal wie eine kleine Weltreise auf dem Teller. Libanesisch, brasilianisch, thailändisch … solche Tage bleiben einfach hängen, weil’s nicht nur ums Essen geht, sondern um das Gefühl, gemeinsam etwas Besonderes zu erleben.“
Und wer darf mitmachen? „Alle, die bei uns im Werkatelier mitwirken, können sich anmelden. Man sollte allerdings rund vier Stunden Zeit mitbringen – gutes Essen braucht Hingabe und Geduld.“