Text: Recovery Team
Mensch und Hund – leisten Pionierarbeit in der Stiftung Wisli
Ein Mensch und ein Hund, die Hoffnung schenken:
Daniel Wenger weiss, was es heisst, eine Krise zu durchleben – und wieder aufzustehen. Heute begleitet er als Genesungsbegleiter in der Stiftung Wisli Menschen auf ihrem Weg zurück ins Leben. An seiner Seite: Australian Shepherd Yaris, der mit seinem feinen Gespür oft dort erreicht, wo Worte nicht genügen.

Ein Mensch und ein Hund, die Hoffnung schenken
Frau Picciano freut sich, wenn Daniel sie auf Spaziergängen begleitet. Daniel Wenger ist Genesungsbegleiter in der Stiftung Wisli. Seine eigenen Erfahrungen helfen Klientinnen und Klienten, schwierige Situationen zu meistern. „Ich begegne jedem Menschen auf Augenhöhe – mit Respekt, Empathie und Offenheit. Mir ist wichtig, Menschen so zu behandeln, wie man es sich selbst wünscht: ehrlich, wertschätzend und ohne Vorurteile.“
Aus der Krise gewachsen
Der Familienvater ist ehemaliger Spitzensportler. Im Jahr 2017 der erste grosse Zusammenbruch. „Ich habe mich selbst ausgebeutet und mich dabei komplett verloren.“, erinnert sich Daniel. Mit Vermutung auf Burnout, rezidivierende Depressionen und Trauma folgte ein achtwöchiger Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik – und einige Jahre später ein weiterer. Erst sechs Jahre danach erhielt er zufällig die richtige Diagnose: ADS- Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom.
„Diese Diagnose ist für mich sehr stimmig. Mit regelmässiger Psychotherapie und der richtigen Medikation, geht es mir heute sehr gut.“, stellt Daniel fest. Diese prägenden Erlebnisse brachte Daniel zur Ausbildung zum Genesungsbegleiter. „Mir war klar, dass meine zukünftige Arbeit etwas fürs Herz sein und einen sozialen Sinn haben muss.“ In einem Jahr absolvierte er die Ausbildung zum zertifizierten EX-IN Genesungsbegleiter.
Unterwegs mit Yaris
Heute unterstützt Daniel Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen – ob bei Arztbesuchen, Behördengängen oder in Gruppensettings. Doch er ist nicht allein unterwegs: Yaris, der siebenjährige Australian Shepherd-Rüde, ist auf so mancher Mission ein treuer Begleiter.
Mit seinem ruhigen Wesen erreicht Yaris Menschen oft auf einer Ebene, die Worte nicht schaffen. In bestimmten Situationen ist es allein Yaris, der zu den Betroffenen durchdringt. So konnte er kürzlich einer Person in einer dissoziativen Episode helfen, wieder Orientierung und Sicherheit zu finden. Doch was ist, wenn Betroffene nicht ansprechen? „Dies kommt selten vor.“, erklärt Daniel. „Mit meiner Vergangenheit finde ich meist einen guten Zugang. Aber natürlich kann es sein, dass die Chemie nicht stimmt - dies zu akzeptieren, musste ich erst lernen.“
Recovery - sich selbst wiederfinden und weiterzugehen
Menschen, die selbst psychische Krisen erlebt und überwunden haben, bringen wertvolle Erfahrungen in die Begleitung anderer ein. Dieser Ansatz ist Teil der sogenannten Recovery-Haltung, das seinen Ursprung in der Selbsthilfebewegung von Betroffenen hat.
Recovery bedeutet nicht zwingend vollständige Heilung im medizinischen Sinne, sondern beschreibt einen ganz persönlichen Prozess der Veränderung, in dem Menschen lernen, trotz psychischer Beeinträchtigungen ein erfülltes, selbstbestimmtes und sinnhaftes Leben zu führen. Zentrale Werte des Recovery-Ansatzes sind Hoffnung, Selbstbestimmung, Empowerment, Sinnhaftigkeit und soziale Teilhabe.
Die Stiftung Wisli ist überzeugt von diesem Ansatz und fördert ihn seit 2018 mit verschiedensten Projekten - um Menschen zu stärken, die ihren Weg der Genesung selbst gestalten.

